Weiche vs. harte Bodenbeläge: Was verursacht höhere Pflegekosten – und warum?

Weiche vs. harte Bodenbeläge: Was verursacht höhere Pflegekosten – und warum?


Warum weiche Bodenbeläge doppelt so viel Staubsaugerzeit kosten

Weiche Bodenbeläge fühlen sich angenehm an den Füßen an und vermitteln Komfort – doch dieser Vorteil hat seinen Preis: Sie erfordern etwa doppelt so viel Pflege wie harte Bodenbeläge oder Teppichfliesen.

Der Grund liegt in der Struktur der Polschicht. Bei weichen Bodenbelägen kann sich Schmutz tief in den langen Fasern festsetzen, während er bei harten Belägen oder Teppichfliesen oberflächlich liegen bleibt. Dadurch dauert das Staubsaugen nicht nur länger, sondern es ist auch anstrengender, weil der Sauger durch die dichtere Polschicht mehr Widerstand erfährt.

Für eine durchschnittliche Bürofläche bedeutet das konkret: Der Reinigungsaufwand verdoppelt sich.
Wer für harte Bodenbeläge normalerweise eine Stunde zum Staubsaugen benötigt, muss bei weichen Bodenbelägen mit etwa zwei Stunden rechnen.

Die 80%-Regel: Lebensdauer weicher vs. harter Bodenbeläge

Weiche Bodenbeläge halten bei guter Pflege durchschnittlich 80% so lange wie harte Bodenbeläge. Wenn harte Polyamid-Bodenbeläge beispielsweise 12 Jahre in einem intensiv genutzten Raum halten, können Sie von weichen Polyamid-Bodenbelägen etwa 9-10 Jahre erwarten.

Dies gilt allerdings nur für Polyamid-Bodenbeläge bei täglicher Pflege. Wenn Sie 2-3 Mal pro Woche staubsaugen, ist das noch immer ausreichend, aber die Lebensdauer hängt auch davon ab, wie intensiv der Raum genutzt wird.

Intensive Nutzung bedeutet beispielsweise:

  • Ein Wohnzimmer mit einer 4-köpfigen Familie
  • Ein Büro mit einer größeren Personengruppe
  • Räume am Eingangsbereich, wo viel Schmutz hineingetragen wird

Was passiert bei schlechter Pflege?

Bei unzureichender Pflege setzt sich der Schmutz tief in die Polstruktur weicher Bodenbeläge fest, wodurch der Bodenbelag erheblich schneller verschleißt. Dieses Problem haben Sie bei harten Bodenbelägen nicht, da der Schmutz dort oberflächlich bleibt.

Das Ergebnis? Ihre weichen Bodenbeläge (oder Teppichfliesen) können Jahre früher ersetzt werden müssen, was Ihre Ersparnisse beim Anschaffungspreis völlig zunichtemacht.


Materialwissen, das Ihnen Geld spart

Polyamid vs. Polypropylen: der entscheidende Unterschied

Polyamid vs Polypropylen

Polyamid (Nylon) ist das Premium-Material für Bodenbeläge & Teppichfliesen. Der große Vorteil: es ist sehr elastisch. Bei schwerer Belastung erholt sich die Polstruktur wieder, beispielsweise bei Bürostuhlnutzung in Büros.

Polypropylen-Garne hingegen können bei intensiver Nutzung brechen, wodurch Plattdrücken entsteht. Dies geschieht vor allem an Stellen, wo intensiver Druck ausgeübt wird - wie Arbeitsplätzen und belebten Gängen, oder Stellen, wo Sie täglich sitzen.

Polypropylen hat durchaus seinen Platz: es eignet sich prima für wenig genutzte Räume wie Gästezimmer, Dachböden, Hauswirtschaftsräume oder Lager. Für intensive Nutzung ist Polyamid jedoch die bessere Wahl.

SDN: Warum die Durchfärbung so wichtig ist

SDN Polyamid steht für Solution Dyed Nylon - durchgefärbtes Material. Der große Vorteil: dieses kann nicht verblassen.

Polypropylen-Garne sind nachträglich eingefärbt und können durchaus verblassen. Dies geschieht vor allem, wenn Sie sie an Stellen verlegen, wo sie intensiv genutzt werden und gleichzeitig direktem Sonnenlicht ausgesetzt sind.

Für intensive Anwendungen wie Wohnzimmer, Flure, Büros, Veranstaltungen und Einzelhandel wählen Sie daher Polyamid SDN. Für leichte Anwendungen kann Polypropylen ausreichen.

bodenbelag Guide nach Raumtyp

Wie erkennen Sie Qualität im Geschäft?

Hier liegt ein großes Problem: der Materialtyp steht oft nicht dabei in physischen Geschäften. Sie sind auf den Verkäufer angewiesen, und der hat nicht immer das nötige Wissen.

Was Sie immer tun sollten:

  • Fragen Sie nach einem Datenblatt oder Spezifikationen des Bodenbelags
  • Prüfen Sie die Nutzungsklasse (mehr dazu im nächsten Kapitel)
  • Lassen Sie sich über den Materialtyp informieren (Polyamid oder Polypropylen)

In Baumärkten bekommen Sie nach unserer Erfahrung oft keine gute Beratung bei Bodenbelägen. Sie verkaufen von allem etwas, aber spezialisiertes Fachwissen fehlt häufig.


Die €1200, die €2100 wurden: ein echter Praxisfall

Was ging schief beim Baumarkt?

Ein Kunde kaufte bei einer großen Baumarktkette Teppichfliesen für seine Büroräume. Kosten: €1200 für 100m². Es schien ein guter Deal zu sein.

Nach 6 Monaten wurden die Probleme sichtbar: Plattdrücken und Verfärbung. Das Polypropylen-Material war schlichtweg nicht für intensive Büronutzung geeignet.

Der Gesamtschaden:

  • Ursprünglicher Kauf: €1200
  • Entfernen und Entsorgen: 3-4 Stunden Arbeit plus Entsorgungskosten
  • Neuer Objektbodenbelag: €2100

Eine teure Lektion von fast €3400 insgesamt, wo die richtige Wahl von Anfang an €2100 gekostet hätte.


Nutzungsklasse 33: die Norm, die Sie kennen müssen

Objektbodenbelag bedeutet Bodenbelag aus Polyamid SDN mit Nutzungsklasse 33.

Diese Nutzungsklasse ist eine offizielle Norm, entwickelt von:

Nutzungsklasse 33: die Norm, die Sie kennen müssen
  • Der europäischen Vereinigung für Teppich und Umwelt (GUT)
  • Der europäischen Branchenorganisation der Teppichhersteller (ECRA)

Nutzungsklasse 33 gibt an, dass der Bodenbelag für intensive gewerbliche Nutzung geeignet ist. Für Büros und intensiv genutzte Räume ist dies das Minimum, das Sie ansetzen sollten.

Warum Fachleute andere Fragen stellen

Dieses Problem kommt leider häufiger vor und ist nicht einzigartig. Der Unterschied zwischen einem Baumarkt und einem Fachmann liegt in den Fragen, die gestellt werden.

Wir stellen immer zuerst diese Fragen:

  • Wo möchten Sie den Bodenbelag verlegen?
  • Gibt es eine Fußbodenheizung? (weiche Bodenbeläge können meist nicht in Kombination mit Fußbodenheizung verwendet werden)
  • Wie intensiv wird der Raum genutzt?
  • Was ist der Untergrund?
  • Wird der Bodenbelag viel Sonnenlicht ausgesetzt?

Diese Fragen machen den Unterschied zwischen einem erfolgreichen Kauf und einem teuren Fehler aus.


Die Entscheidungsmatrix: wann wählen Sie was?

Büros: warum 90% hart wählen

Harte Schlingenflor-Teppichfliese im Büro

Für Geschäftskunden wählen wir in 90% der Fälle harte Bodenbeläge / Teppichfliesen. Der Grund ist einfach: die Pflege wiegt schwerer als der Komfort weicher Bodenbeläge.

Büros werden intensiv genutzt, oft mit Bürostühlen, und die Pflege muss effizient und kostengünstig sein. Harte Bodenbeläge sind besser für Bürostühle geeignet und viel einfacher zu pflegen.

Hier führt kein Weg an harten Belägen vorbei

  • Bei intensiver täglicher Nutzung
  • Räume mit Bürostühlen
  • Hohem Verkehrsaufkommen
  • Räume bei Eingängen

Privatkunden: die 50/50 Aufteilung erklärt

Bei Privatkunden ist die Aufteilung 50/50 zwischen weich und hart. Dies liegt daran, dass Wohnungen andere Räume haben, die besser für weiche Bodenbeläge geeignet sind.

Weiche Bodenbeläge sind beliebt in:

  • Schlafzimmern: für Luxus und Komfort unter den Füßen
  • Wohnzimmern bei normaler Nutzung
  • Räumen, wo Akustik wichtig ist

Harte Bodenbeläge wählen Sie für:

  • Flure: intensive Nutzung und Schmutz von draußen
  • Küchen: viel Stehen an einer Stelle und leicht sauber zu halten
  • Stark frequentierte Durchgangsräume

Nach Raumtyp: Flur, Wohnzimmer, Küche, Büro

Flur: Immer harte, kurzflorige Bodenbeläge. Intensive Nutzung, Gefahr von Schmutz, den Sie von draußen hereintragen.

Wohnzimmer: Weiche Bodenbeläge sind möglich, aber dann unbedingt Polyamid (am besten SDN). Dieser Raum wird täglich genutzt, daher ist Qualität wichtig.

Küche: Harte Bodenbeläge wegen des vielen Stehens an einer Stelle und der Notwendigkeit, einfach staubsaugen zu können.

Büro: Fast immer harte Bodenbeläge, geeignet für Bürostühle und leicht zu pflegen. Ausnahme: Lounge-Bereiche können durchaus weich sein.

Mozart hochflorige weiche Teppichfliese im Schlafzimmer
Foto: Hochflorige weiche Teppichfliese aus der Mozart-Kollektion

Schlafzimmer: Weiche Bodenbeläge sind hier die beliebteste Wahl – für Komfort, Luxus und Schalldämmung. Da das Schlafzimmer relativ wenig Laufverkehr hat, können Sie hier auch prima eine weichere Struktur wählen.

→ Wählen Sie bevorzugt Polyamid, wenn Sie lange Lebensdauer möchten, aber in einem Gästezimmer genügt auch eine gute B-Wahl Polypropylen.

Die 3-Tage-Regel für Heimarbeitsplätze

Heimarbeitsplatz im Wohnzimmer: Hier müssen Sie nach der Intensität nachfragen.

  • 1-2 Tage pro Woche im Homeoffice: Weiche Bodenbeläge sind völlig in Ordnung
  • 3+ Tage pro Woche im Homeoffice: Wir empfehlen harte Bodenbeläge

Diese Regel hilft bei der richtigen Wahl zwischen Komfort und praktischen Überlegungen.

Besondere Situationen und Ausnahmen

Fußbodenheizung: warum weich meist nicht geht

Weiche Bodenbeläge haben meist einen zu hohen Wärmewiderstand. Dadurch kann die Fußbodenheizung die Wärme nicht gut übertragen.

Das ist eine wichtige technische Begrenzung, von der viele Menschen nichts wissen. Wenn Sie eine Fußbodenheizung haben, dann sind harte Bodenbeläge fast immer die einzige Option. Lesen Sie in unserem Blog: Teppichfliesen & Fußbodenheizung mehr über dieses Thema.

Bürostühle vs. Komfort: die Bellagio-Lösung

Es gibt Ausnahmen zur "harte Fliesen für Büros" Regel. Die Bellagio-Kollektion zum Beispiel: weiche Fliesen aus Polyamid, die trotzdem für Bürostühle geeignet sind.

Ideale Anwendung: Büro-Lounge-Bereiche, wo Sie Komfort mit der Möglichkeit kombinieren möchten, dennoch Bürostühle zu verwenden.

Wenn ein Kunde unbedingt weiche Bodenbeläge in einem intensiv genutzten Raum möchte, empfehlen wir immer, mindestens eine Polyamid-Version zu wählen.

Budget vs. Qualität: wann B-Wahl möglich ist

Budget spielt eine Rolle bei der Beratung, aber nicht auf Kosten der Funktionalität.

Wenn Sie einen schönen B-Wahl weichen Bodenbelag gesehen haben (zum Beispiel in unserem Outlet) und der Raum nicht intensiv genutzt wird, dann können Sie prima auf diese Lösung setzen.

Aber: Soll Ihr weicher Bodenbelag in einem intensiv genutzten Raum langfristig bestehen? Dann greifen Sie zu hochwertigem Polyamid-Bodenbelag. Andernfalls droht Ihnen unser Praxisbeispiel – aus ursprünglich €1200 werden schnell €3400.

Unsere goldene Regel: Bei intensiver Nutzung niemals an der Qualität sparen. Das rächt sich garantiert und wird langfristig deutlich teurer.